From: chrisz@bluewin.ch
Sent: Monday, March 14, 2005 00:19
To: office@balichakratours.com
Subject: e-SonntagsZeitung-Artikel

«SonntagsZeitung» von 13.3.2005, Seite 105
Im Hinterland der Götterinsel
Bali hat sich vom Bombenanschlag erholt und lockt wieder mit seinen exotischen Reizen


VON PATRICIA BRÖHM

« Bali muss man mit der Nase erleben » , sagt Gery. Also, tief einatmen: Es duftet nach frischem Koriander und Ingwerwurzeln, nach Jasminblüten und Frangipani. Eine Marktfrau lächelt uns an, hier, probiert mal: vielleicht eine von den riesigen, grünlich- gelben Jackfrüchten oder eine stachelige Rambutan? Oder eine Salak, eine Schlangenfrucht? Sie schält die hellbraun geschuppte Schale ab, reicht uns die weissen Fruchtstücke. Schmeckt fest, saftig, wie eine Birne. Gekauft.

Der Besuch auf dem Wochenmarkt des kleinen Bergdorfs Plekin ist Bali unplugged, fern von den Souvenirmärkten der Küste mit ihren Batik- T- Shirts und dem Touristenkitsch. Wer mit Gery Nutz unterwegs ist, erlebt die Insel nicht hinter hochgekurbelten Fensterscheiben im Fonds eines klimatisierten Luxus- Landrovers. Sondern hängt den Ellbogen aus dem Fenster, lässt sich den Fahrtwind durch die Haare wehen und wird auch mal ordentlich durch! geschüttelt, wenn die Strasse ein paar Schlaglöcher hat.

Gerys Autos sind ebenso originell wie seine Inseltouren abseits der touristischen Trampelpfade. Es sind VW- Kübelwagen, Baujahr 1976. Echte Liebhaberstücke, seit 1981 die Produktion des VWKäfers eingestellt wurde. Auf Bali waren die robusten Jeeps früher weit verbreitet.

Heute sind sie Kult. Der Österreicher Gery Nutz, der seit 20 Jahren auf Bali lebt, gründete die Bali- VW- Tours vor fünf Jahren. Mit seiner Geschäftsidee konnte er seine Liebe zu alten Altos mit seiner Leidenschaft für Land und Leute auf der indonesischen Ferieninsel kombinieren.

Früh am Morgen sind wir mit Gery am weissen Palmenstrand von Jimbaran Bay gestartet. Über schmale Strässchen, die sich durch Reisterrassen winden, immer nach Norden, Richtung Berge. Oberhalb des Siedlungsraumes ist fast ganz Bali Nationalpark. Die Insel ist durchzogen von Vulkanbergen. Höchster Gipfel ist der Gunung Agung mit 3142 Metern. Unser! e Tour wird uns bis auf 1400 Meter führen, wo die Luft angeneh! m frisch ist. Rechts und links der Strasse leuchtet üppiges Grün, ein einziger Paradiesgarten mit Ananas und Bananen, Kaffee und Kokospalmen.
« Den Affen nie die Zähne zeigen – das verstehen sie als Drohgebärde »
Mit Gery besuchen wir Plätze, die wir als Bali- Anfänger alleine nie gefunden hätten. Zum Beispiel jene Lichtung am Rande des Regenwalds, wo wir zu einem Spaziergang durchs ewige Grün aufbrechen. Der Dschungel hat seinen eigenen Soundtrack. Trällernde Urwaldvögel, kreischende Affen, zirpende Heuschrecken. Riesige Ficusbäume mit ausladenden Kronen, üppig wuchernde Farne säumen den Pfad, einmal ist der Weg versperrt durch einen umgestürzten Urwaldriesen, von Termiten zerfressen.

Nachmittags machen wir Halt bei einen Tempel, der von Muskatnussbäumen umgeben ist. Ein mystischer Wald, mächtige Baumsäulen, die über 40 Meter hoch in den Himmel ragen, jahrhundertealt. Über 700 freche Langschwanzmakakken leben hier in den Baumwipfeln.! Sie turnen auf den Ästen herum. Schon sitzt einer auf Gerys Schulter. « Den Affen nie die Zähne zeigen » , nuschelt er, « das verstehen sie als Drohgebärde. » Vor wenigen Wochen, erzählt Gery, tobte hier tagelang der Affenkrieg. Brutal bissen sich die Tiere in Gesicht und Schwanz. Der Grund: Grenzverletzungen zwischen Ost-, Westund Mittelaffen.

Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir den Tempel Tannah Lot im Westen der Insel. Er liegt an einem der vielen schwarzen, vulkanischen Strände. Ein berühmter Hindu- Priester liess ihn im 15. Jahrhundert erbauen. Die Tempelruinen liegen zum Teil auf Felsen im Wasser.

Plötzlich durchschneidet ein Zischen die träge Ruhe. Traum oder Wirklichkeit? Eine schwarz- weiss gestreifte Schlange windet sich keinen Meter von uns  entfernt durch die Luft, aufgehängt am Arm eines grinsenden Balinesen. Die Schlangen seien extrem giftig, erklärt er, Ihr Biss tödlich, ein Gegenserum nicht bekannt. Heilige Schlangen, die den T! empel Tannah Lot bewachen. Sein Angebot, uns das Tierchen für! ein Foto um den Hals zu hängen, lehnen wir ab. Man soll die Götter nicht in Versuchung führen.
Nach drei harten Jahren kam für die Tourismusindustrie 2004 die Wende
Wer mit Gery das Hinterland von Bali erkundet, trifft nur wenige Ausländer. Im touristisch erschlossenen Süden, an Stränden, Bars und in den Restaurants tummeln sich die Besucher heute wieder wie eh und je. Drei harte Jahre hat die Insel, die weit gehend vom Tourismus lebt, hinter sich. Den ersten Einbruch brachte der Anschlag auf das World Trade Center in New York, kaum waren die Besucherzahlen wieder gestiegen, explodierte im Oktober 2002 im Strandort Kuta die « Bali Bomb » . Es folgten Irak- Krieg und die Vogelgrippe. Erst 2004 brachte die Wende. « Im Sommer hatten wir eine sehr gute Auslastung; Weihnachten und Silvester waren wir ausgebucht » , freut sich Stephan Killinger, Resort Manager im Four Seasons Hotel Jimbaran Bay. Wie in anderen Hotels investierte man in neue Security- Massnahmen! und intensivierte die Zusammenarbeit mit den Behörden.

Die beliebten Hangouts wie Kuta und Seminyak boomen wieder, überall öffnen neue Bars und Restaurants. Den besten Beweis für den neuen Optimismus liefert das amerikanisch- balinesische Gastronomenpaar Karen Waddell und Gusky Suarsana. Neben der « Bali Bomb Memorial Site » , wo vor zweieinhalb Jahren der Nachtclub in die Luft flog, öffneten die beiden das « Fuel » . Ein gestyltes Restaurant mit Bar, DJ und riesiger Terrasse. « Wir wollen zeigen, dass sich Bali nicht unterkriegen lässt » , sagt die New Yorkerin Karen. « Es ist dieses Gefühl: Bitte anschnallen, wir starten wieder durch. »











Indonesischer Paradiesgarten: Der Tempel Tannah Lot in Balis W esten, üppig bestückte Mar tkstände, Rast in der Hochebene  FOTO: BILDAGENTUR HUBER, PRISMA, PATRICIA BRÖHM

 

Diesen Artikel finden Sie auf e-SonntagsZeitung unter: http://www.sonntagszeitung.ch/dyn/epaper/index.html

Copyright (c) SonntagsZeitung